Skoliose

Skoliose ist eine Fehlstellung der Wirbelsäule, die äußerlich oft an einem ungleichmässigen Rücken erkennbar ist. Am häufigsten ist Skoliose bei jungen Mädchen. Sie ist so häufig, daß sie seit langer Zeit als Wahrzeichen der Orthopädie gilt. Nicolas Andry war einer der ersten Orthopäden im heutigen Sinn und er hat diesen Baum gemalt:

Es gibt aber auch andere Formen der Skoliose, die vor allem im Zusammenhang mit sog. „Neuromuskulären“ Erkrankungen auftreten. Dazu zählt auch die häufige Zerebralparese.

Skoliosetypen

NeuromuskulärIdiopathischAngeboren (kongenital)
-tritt im Rahmen von Erkrankungen wie Zerebralparese auf
– oft bei Rollstuhl-gebundenen Patienten
– ein Korsett kann Fortschreiten nicht verhindern
typisch bei Jungen Mädchen/ Frauen, gut mit einem Korsett zu behandlen– Entsteht durch eine Fehlbildung von Wirbelkörpern
– ist oft mit anderen Fehlbildungen vergesellschaftet
– kann nur selten mit einem Korsett behandelt werden
– oft kann eine Operation helfen
beginnt oft in der Kindheitoft erst mit 9-13 Jahren festgestelltbesteht schon bei Geburt
Characteristika verschiedener Arten von Skoliose

Idiopathische Skoliose

Die häufigste Form der Skoliose ist die so genannte idiopathische Skoliose. Eine Ursache ist nicht bekannt.

Idiopathische Skoliose bedeutet, dass eine dreidimensionale Fehlstellung der Wirbelsäule besteht, die in den meisten Fällen zunimmt. Die Wirbel haben nicht mehr die ursprüngliche, symmetrische Form, sondern werden asymmetrisch, schief und es kommt zu einer Verdrehung der Wirbel gegeneinander.

Schwere Krümmung bei einem schon ausgewachsenen Mädchen

Am häufigsten fallen solche Krümmungen zwischen dem 9. und 11. Lebensjahr auf. Oft sind es gar nicht die PatientInnen selbst, die etwas bemerken, sondern die Eltern, Mitschüler oder Trainer, die eine Asymmetrie des Rückens feststellen. Viele stellen sich in der Sprechstunde vor und berichten, es sähe aus, als hätten sie unterschiedliche starke Muskeln am Rücken. Dieser Eindruck entsteht durch ein typisches klinisches Zeichen der Skoliose- den Rippenbuckel. Der entsteht durch die Verdrehung der Wirbelkörper gegeneinander, die auch die Rippen des Brustkorbes tragen.

Therapiemethoden

Durch therapeutische Massnahmen sollen im Wesentlichen folgende Faktoren Beeinflusst werden:

  1. Das Fortschreiten einer Krümmung soll verhindert werden

Konservative Therapie

Ob eine Behandlung notwendig ist, richtet sich unter anderem nach der Schwere der Krümmung. Krümmungen unter 20 Grad werden oft gar nicht behandelt. Bei fast jeder idiopathischen Skoliose kann zunächst eine Therapie mit einem Korsett versucht werden. Dadurch kann das Fortschreiten der Krümmung in vielen Fällen aufgehalten oder verlangsamt werden. Allerdings muss so ein Korsett möglichst immer getagen werden. Die Wirksamkeit ist stark von der Tragedauer abhängig. Im Allgemeinen empfehlen wir Patienten, das Korsett nur beim Sport nicht zu tragen- das kann umgekehrt sogar dazu führen, dass mehr Sport gemacht wird. Dieser ist auch gut für die Wirbelsäule, wenn er die Rückenmuskulatur dehnt, kräftigt und die Beweglichkeit erhält.

Physiotherapie/Osteopathie

Auch wenn es keine ganz harten wissenschaftlichen Daten für die Beeinflussung einer Skoliose durch Physiotherapie und Osteopathie gibt, haben diese Methoden einen festen Stellewert in der Behandlung. Es gibt sogar spezialisierte Kliniken in denen hochspezialisierte Behandlungsmethoden für Skoliose mit Erfolg angewendet werden. Die messbaren Effekte bei den Patienten beziehen sich vor allem auf die Beweglichkeit und die alltägliche Belastbarkeit. Besonders erwähnenswert ist die Methode von Katharina Schroth, die sehr oft angewendet wird.

Operative Therapie

Die Therapie der Skoliose

Korrektur der Krümmung durch eine dorsale Spondylodese- einen Eingriff vom Rücken aus.
Schematische Darstellung einer Skoliosekorrektur mit Stab-Schrauben-System. Die Wirbel werden mit Schrauben besetzt und dann an Stäbe herangezogen, die vorher in die gewünschte Form gebogen werden. Durch die korrekte Ausrichtung können die Schultern und das Becken waagerecht gehalten werden.

Ziele der Korrekturoperation sind

  1. Eine Begradigung der Wirbelsäule
  2. Gerade Schultern
  3. Gerades Becken

Es ist wichtig zu verstehen, daß es fast unmöglich ist, die Wirbelsäule so auszurichten, dass im Röntgenbild keine Verkrümmung mehr sichtbar ist. Vielmehr müssen die drei oben genannten Ziele erreicht werden.

Literatur/Links

AWMF Leitlinie Idiopathische Adolsezentenskoliose

https://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/151-002.html

Übersichtsartikel Skoliose im Kindes- und Jugendalter

https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-020-00977-x#citeas

Homepage der internationalen Skoliosegesellschaft

https://www.srs.org/

Informationen über Skoliosebehandlung eines Implantateherstellers

https://www.medtronic.com/us-en/patients/treatments-therapies/scoliosis.html?cmpid=iscoliosis_com_Redirect_MDT_Com_Scoliosis_RTG_Iscoliosis_Migration_FY20

Informationsportal über Skoliose und andere Wirbelsäulenerkrankungenhttp://www.harms-spinesurgery.com/src/plugin.php?m=harms.DOW01D