Füße

Spitzfußgang ohne Begleiterkrankungen:

Häufig fällt im Vorschulalter auf, dass Kinder vermehrt auf dem Vorfuß laufen und dass die Ferse nicht ausreichend belastet wird. Selten kommt es zu Schmerzen oder zu anderen Beschwerden. Typischer Wiese besteht in diesem Alter noch ein physiologischer Innenrotationsgang, welcher primär nicht mit dem Spitzfußgang zusammenhängt und vor der Pubertät nicht behandelt werden muss . Es ist zwischen dem so genannten „Idiopathischen Zehenspitzengang“ und dem „Strukturellen Spitzfuß“ zu unterscheiden. Der idiopathische Zehenspitzengang zählt zu den „Tick-Erkrankungen“ und limitiert sich meisten nach 1-3 Jahren von alleine. Eine Behandlung ist nicht notwendig. Beim strukturellen Spitzfuß hingegen ist die Wadenmuskulatur (stellvertretend wird häufig von der Achillessehne gesprochen) verkürzt und sollte – wie im folgenden geschildert – behandelt werden.

konservative Behandlung der Achillessehnenverkürzung ohne Orthesen:

In den aller meisten Fälle ist eine (zeitlich begrenzte) Physiotherapie kombiniert mit täglichen häuslichen Dehnungsübungen ausreichend. Viele Sportarten, bei denen es auf Schnellkraft ankommt (gemeint sind schnelles Antreten und Abstoppen wie bei vielen Hallensportarten) begünstigen eine Muskelverkürzung. Ein gutes Aufwärmtraining und gezielte Dehnungsübungen steigern nicht nur die sportliche Leistung (z.B. führt eine größere Schrittweite zu einem besseren Laufvermögen) sondern führen ebenfalls zu einer Verbesserung des Spitzfußes.

Orthesenversorgung:

Orthesen sollen eine Spitzfußhaltung verhindern. Sowohl Nachtlagerungsorthesen mit Quengelgelenken als auch Tagorthesen können dazu eingesetzt werden. Bei Tagorthesen gibt es manchmal Schwierigkeiten mit den Kostenzusage der Krankenkasse, da sie im Allgemeinen schwereren Fußdeformitäten vorbehalten ist. Eine Orthesenversorgung ist nicht nur kostenintensiv sondern bedeutet auch einen Mehraufwand für die Familie. Meistens einmal pro Quartal sollten die Orthesen durch den Orthopädietechniker kontrolliert, repariert und nachgestellt werden. Es sind Orthesenschuhe notwendig, von denen nur zwei Paar pro Jahr von der Krankenkasse übernommen wird und alle 6 Monate sollte der Therapieerfolg vom Kinderorthopäden kontrolliert werden.

Gipsredressiontherapie:

Ein ähnliches Konzept wie bei den Orthesen liegt einer Gipsredressionstherapie zugrunde. Dabei wird der betroffene Fuß/ Füße in maximaler Hackenfußstellung eingegipst. Es handelt sich um einen Gehgips, welcher mehrfach gewechselt wird bis sich die Fußstellung nicht weiter verbessern lässt oder ein ausreichender Therapieerfolg erreicht wurde. Die Gipsanlage ist kniffliger als sie aussieht, da es gar nicht so einfach ist, Druckstellen zu vermeiden.

Operative Spitzfußbehandlung:

Die operative Therapie ist frustranen konservativen Therapieversuhen vorbehalten. Sie stellt in diesem Sinne keine „gleichwertige Alternative, um Zeit und Aufwand zu sparen“ dar sondern wird im allgemeinen immer einer konservativen Therapie angeschlossen, da ein Kraftverlust und das OP-Risiko in Kauf genommen werden müssen. Es sind viele OP-Methoden beschrieben, die nach den Kriterien „Korrekturpotential/ Ausmaß des Kraftverlustes/ Aufwendigkeit der Nachbehandlung“ miteinander verglichen und individuell ausgesucht werden sollten.

Wählt man eine Eingriff im oberen (=proximalen) Wadendrittel, so kann mit einer Verbesserung des Bewegungsumfanges von 5°, keinem signifikanten Kraftverlust und einer wenig belastenden Nachbehandlung, bei der die Vollbelastung direkt erlaubt werden kann, gerechnet werden.

Wird im mittleren Drittel die Korrektur vorgenommen, kann mit einer Verbesserung von ca. 10°, einem allenfalls minimalen Kraftverlust und ebenfalls mit einer wenig belastenden Nachbehandlung unter Vollbelastung gerechnet werden.

Die Achillessehnenverlängerung im distalen Unterschenkeldrittel ermöglicht große Korrekturen von bis zu 40°, ist mit einem Kraftverlust von bis zu 40% behaftet und muss 6 Wochen im Gips ruhiggestellt werden. Je nach Patientenalter, Körpergewicht und Aktivität muss eine Sportkarenz von 6-12 Monaten eingehalten werden.

Die modifizierte Vulpius-Methode https://www.mdpi.com/2227-9067/9/2/209

Schematische Darstellung der Wadenmuskulatur und Einteilung in Zonen

Dabei wird ein 4 cm langer Längsschnitt fast mittig angelegt. Der Eingriff dauert nur einige Minuten. Danach wird ein Verband angelegt. Die Patienten können nach 1-3 Tagen wieder voll auftreten und brauchen nur für die ersten Tage Gehstützen. Es ist wichtig, dass die Verlängerung aufrechterhalten wird, indem Schienen oder Orthesen über einen längeren Zeitraum nach der Operation getragen werden. Nachtschienen haben sich dafür bewährt- sie müssen am Tag nicht getragen werden und sorgen in der Nacht für eine schonende Dehnung.

Spitzfußentwicklung im Rahmen einer Grunderkrankung:

Bei spastischen Grunderkrankungen, eingeschränkter Gehfähigkeit oder schlaffen Lähmungen treten im Allgemeinen früh Spitzfüße auf. Über die Notwendigkeit von Maßnahmen sind viele Bücher geschrieben worden und es gibt mitunter konträre Meinungen in der Fachwelt. Dies lässt auf der anderen Seite auch den Patientenfamilien den Freiraum, die Behandlung mitzugestalten. Das Therapieziel sollte immer sein, die maximal erreichbare motorische Funktion zu ermöglichen zum Beispiel die Sitzfähigkeit im Rollstuhl zu ermöglichen. Dazu ist eine plantare Belastung aber nicht unbedingt eine Neutralstellung (=90° Winkel zwischen Unterschenkel und Fußsohle) notwendig. Bei den Behandlung eines neuromyopathischen Spitzfußen werden grundsätzlich die gleichen Techniken angewandt wie eben beschrieben, jedoch werden die Kinder über Jahre begleitet. Eine Anbindung an eine kinderorthopädisch ausgerichtete Ambulanz/ Praxis ist in jedem Fall hilfreich.